Eine Reformschule in Moabit?
„Der beste Pragma-Visionär, den ich kenne“ – mit diesem Satz hat Christian Füller uns auf Jens Großpietsch aufmerksam gemacht. Jens Großpietsch leitet die Heinrich-von-Stephan-Schule, eine reformpädagogische Gemeinschaftsschule in Berlin-Moabit. Gibt’s sowas? Sowas gibts! Er erläutert uns das Schulkonzept, sein Menschenbild und seine Meinung über Schulnoten.
Apropos Schulnoten: Darum gehts auch in der nächsten Sendung Dossenheim zur Kreidezeit am Donnerstag, 24. Mai, um 20 Uhr auf unserem LIVE-Kanal. Einschalten, zuschauen, mittwittern! #kreidezeit … und wenn ihr schon am Twittern seid, könnt ihr ja auch gleich der Heinrich-von-Stephan-Schule folgen: @HvStephan
Marek 13:21 am 20. Mai 2012 Permalink |
Ich habe Jens Großpietsch vor 3 oder 4 Jahren auf einer Veranstaltung in der 1. Gemeinschaftsschule in Charlottenburg „kennengelernt“ (der Bildungssenator Zöllner war mit dabei, Erika Risse u.a.). Mir gefiel seine, wie es Füller nennt, pragmatische Art sehr. Ich teile Großpietschs Meinung zu Schulnoten. Wenn man schon Kinder mit anderen Kindern vergleichen möchte, dann macht das meiner Meinung nach nur Sinn, wenn man es standardisiert macht (siehe einige der Tests auf http://www.testzentrale.de). Aber das wird wohl aus den verschiedensten Gründen nie flächendeckend möglich sein und selbst wenn, dann würden die Tests in den Schulen wohl „unterschiedlich“ gehandhabt werden, weshalb eine Vergleichbarkeit wieder für die Katz wäre.
Das „Problem“ von Noten ist nicht unbedingt, dass Eltern in ihnen immer eine Info sehen zur Frage „Wie steht mein Kind?“, sondern darin, dass Noten als erfahrungsbedingte „Motivations- und Druckmittel“ gelten. Ich denke, die meisten Erwachsene haben die Erfahrung in der Schule gemacht, dass sie ohne Noten nicht gelernt hätten.
In jeder Schule, die auf Noten verzichten möchte, muss meiner Meinung nach eine „Lernen ist cool“-Atmosphäre herrscht. Das heißt nicht, dass sich dort alle lächelnd an die Hände fassen und sich gegenseitig die Haare machen. Schule hat da aber etwas mit dem Schüler „im Hier und Jetzt“ zu tun, weil sie Sinn gibt und ihn einlädt, neue bedeutungsvolle Erfahrungen zu machen. Eine solche Schule kann aber nicht eine sein, in der die Schüler ständig nur mit Wissen abgefüllt werden, das für sie ohne Sinn ist. Diese Schulen brauchen Noten zwingend.
Marek 13:35 am 20. Mai 2012 Permalink |
Sehe gerade auf Phoenix in einem Manager-Magazin ein Gespräch. Da sagt ein ehemaliger Manager: „Führung braucht Zutrauen. Und daraus entwickelt sich dann Vertrauen zum Mitarbeiter.“ Dass Vertrauen entstehen kann, liegt also in der Bringschuld des Anderen. So wie Großpietsch spricht, zeigt er, dass er in jedes Kind Zutrauen hat! Und dieses Zutrauen ist die Basis für Lernen – auch für Lernen ohne Noten. 😉
@Britsyl 16:57 am 20. Mai 2012 Permalink |
Ich hatte das Vergnügen einen Tag in dieser Schule hospitieren zu dürfen. Als erstes ist mr morgens die stressfreie Atmosphäre vor Unterrichtsbeginn aufgefallen. Leise respektvolle von Schülerinnen und Schülern an Stehtischen um 7:55h.
Hut ab! Das kann nur gelingen,
wenn ziemlich stimmt.
Auch habe ich selten so motivierte 6.Klässler Rechtschreibung üben sehen. Ein strahlender Schüler sagte: ich liebe es. Ich merke, was ich kann.
Darum geht es doch, oder?
Schüler dahinzuführen und dabei zu begleiten. Das ist kein Soaziergang, doch wenn die Begeisterung an der eigenen Potentialentfaltung geweckt ist, findet eine neue Lernkultur ihren Raum. Das konnte ich wahrnehmen und der Karteikasten zur täglichen Rechtschreibübung steht in meiner Klasse. Ein Anfang…